Über die Linien
Virginia Woolf - Wolfgang Rihm | Zwei Monologe
Nach vielen literarisch-musikalischen Gemeinschaftsprojekten widmen sich Gerd Heinz und Lucas Fels nun einem hochinteressanten Vorhaben: seit langem ist es ein Wunsch von Ihnen, die beiden Ikonen der modernen Literatur und der Musik einmal zusammen zu bringen. Und zwar in einer Gegenüberstellung eines Textes aus dem Roman "Die Wellen" von Virginia Woolf und Wolfgang Rihms Solostück für Cello "Über die Linie".
Gerd Heinz hat das letzte Kapitel von "The Waves", einem Meisterwerk der Moderne, das in einer unglaublichen Montagetechnik den Bogen über sechs Menschenleben von der Kindheit bis ins Alter spannt, so bearbeitet, dass ein einstündiger Monolog der Person Bernard entsteht, einem der sechs Freunde, der nun im Alter ein Lebensresümee zieht. Lucas Fels spielt das eminent schwierige Stück, das nicht nur Heinrich Schiff für unspielbar hielt, ein Stück, das in ebenfalls unglaublicher Weise Interpret und Zuhörer herausfordert, in seiner poetischen Emotionalität und in seiner dynamischen Struktur.
Über die Linien gehen beide, Woolf und Rihm, indem sie die bewusste Grenzüberschreitung des Instruments und der Sprache, also des Ausdruckmaterials, so steigern, dass daraus eine Paraphrase der menschlichen Existenz wird.
Fels und Heinz sind davon überzeugt, dass die Gegenüberstellung beider bedeutenden Werke eine gegenseitige Erhellung bewirkt, und vielleicht wird so aus den zwei grandiosen Monologen ein Dialog.
Im Interview erzählen Gerd Heinz (Sprecher) und Lucas Fels (Violoncello) über die Autorin/den Komponisten, ihre Werke und was der rote Faden ist, der durch das Programm führt. Um einzelne Auszüge aus den Interviews zu sehen, klicken Sie auf die Bilder, das vollständige Video finden Sie unter dem folgenden Link. > zum gesamten Video
Gerd Heinz über Virginia Woolfs Roman "The Waves" (Die Wellen)
Lucas Fels über das Stück "ÜBER DIE LINIE" von Wolfgang Rihm
Zum Programm "ÜBER DIE LINIEN" und die Verbindung beider Werke
Und zu guter letzt die Frage: Was macht das "Bühnentier" Gerd Heinz nach seiner Bühnenderniere, wie kam Lucas Fels zur Neuen Musik und wie haben sich die beiden kennen- und schätzen gelernt.
Lucas Fels
Geboren 1962 in Lörrach.
Studium bei Christoph Henkel in Freiburg, Anner Bijlsma in Amsterdam und Amadeo Baldovino in Fiesole.
1985 Gründung des ensemble recherche für Kammermusik des 20. Jh. und der Gegenwart. Cellist und Co-Organisator bis Ende 2005. Gründung der Ensemble Akademie Freiburg, gemeinsam mit dem Freiburger Barockorchester. Internationale Konzerttätigkeit.
Seit 2006 Cellist des Arditti String Quartet London. Weltweit Konzerte mit einem Repertoire von einigen hundert Werken von 1900 bis heute. Regelmäßig Projekte mit Orchestern weltweit.
Internationale solistische Tätigkeit, u.a. Uraufführungen der Cellokonzerte von W. Rihm, W. Zimmermann, S. Claren und M. Spahlinger.
Dozent der Darmstädter Ferienkurse von 1998 - 2004 und seit 2010.
Lucas Fels hat über tausend Werke von Komponistinnen und Komponisten aus aller Welt uraufgeführt.
Zahlreiche CDs von Solo- und Kammermusik seit 1900.
Forschungsschwerpunkt Notation: Zusammenarbeit mit KomponistInnen, mit Institutionen wie der Paul Sacher Stiftung Basel, der Fondazione Cini in Venedig und Verlagen. Z.B. Neunotation und Neuausgabe von Lachenmanns „Pression“ gemeinsam mit dem Komponisten.
Seit Sommersemester 2013 Professur für „Interpretatorische Praxis neue Musik, Musikvermittlung und Kammermusik“ an der HfMDK Frankfurt a.M.
Gerd Heinz
Geboren 1940 in Aachen
Studium der Germanistik und Philosophie in Köln, daneben Ausbildung zum Schauspieler und Regisseur. Engagements 1962–65 am Stadttheater Aachen (Titelrollen in Goethes "Torquato Tasso" und in Rostands "Cyrano de Bergerac"), 1965–67 an den Bühnen der Landeshauptstadt Kiel, 1967/68 an den Städtischen Bühnen Essen, 1968/69 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg (Karl Moor in Schillers "Die Räuber"), 1969–71 am Schauspielhaus Bochum (Marquis Posa in Schillers "Don Carlos"). 1971–74 Oberspielleiter und Leitender Regisseur des Schauspiels am Landestheater/Staatstheater Darmstadt (1972 Uraufführung von Peter Turrinis "Der tollste Tag"). Inszenierungen am Thalia-Theater Hamburg unter der Intendanz von Boy Gobert (unter anderem 1975 Uraufführung einer eigenen Fassung von de Rojas’ "Celestina", 1977 deutschsprachige Erstaufführung von Bonds "Der Irre") am Burgtheater Wien, am Volkstheater Wien, bei den Festspielen Bad Hersfeld und ab 1978 regelmässig am Schauspielhaus Zürich (unter anderem 1978 Bonds "Das Bündel", 1979 Bonds "Die Frau", 1981 →Max Frischs "Tryptichon", Shakespeares "Was ihr wollt" und Tschechows "Der Kirschgarten"). 1982–89 war H. künstlerischer Direktor des Schauspielhauses Zürich. Unter H.s Direktion wurden unter anderem uraufgeführt: Braschs "Mercedes" (Regie: Matthias Langhoff), Urs Widmers "Dr neu Noah" sowie erstaufgeführt Dorsts "Merlin", Enquists "Aus dem Leben der Regenwürmer", Turrinis "Die Minderleister" (Regie: Karl Paryla), Thomas Bernhards "Der Theatermacher" (Regie: Hans Lietzau). Jürgen Flimm sorgte mit seiner Inszenierung von Lessings "Minna von Barnhelm" für Aufsehen, Benno Besson setzte Bertolt Brechts "Mann ist Mann" in Szene. H. selbst inszenierte unter anderem 1982 Shakespeares
"Romeo und Julia", die Schweizer Erstaufführung von Süskinds "Der Kontrabass" (mit Hubert Kronlachner), 1983 die Uraufführung von Friedrich Dürrenmatts "Achterloo", 1984 O’Neills "Eines langen Tages Reise in die Nacht" (mit Agnes Fink und Will Quadflieg), 1985 Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig", 1986 Schillers "Maria Stuart" (mit Fink und Maria Becker) und die Uraufführung von Philipp Engelmanns "Die Hochzeitsfahrt", 1987 die Schweizer Erstaufführung von Lasker-Schülers "Die Wupper", 1989 Goldonis "Trilogie der Ferienzeit". 1989–93 freier Regisseur, Inszenierungen unter anderem am Niedersächsischen Staatstheater Hannover, am Bayerischen Staatsschauspiel München (1995 deutschsprachige Erstaufführung von Arthur Millers "Scherben", 1996 McNallys "Meisterklasse"), am Stadttheater Bern (1995 Hölderlins "Der Tod des Empedokles", 1996 Uraufführung von Daniel Schnyders "Der Sturm", 1998 Büchners "Dantons Tod"). Verstärkte Hinwendung zur Oper, Arbeiten unter anderem am Staatstheater Darmstadt, an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf, am Stadttheater Bern, an der Alten Oper Frankfurt, an der Semperoper Dresden. 1993–97 leitender Regisseur des Musiktheaters an den Städtischen Bühnen Freiburg im Breisgau. 1968–80 war H. Dozent an der Hamburger Hochschule für Musik; seit 1997 ist er Professor und Leiter der Opernschule an der Staatlichen Musikhochschule Freiburg im Breisgau.
G.H. 3.2.24